Versionen

Wie werden die Versionsnummern für den Linux-Kernel vergeben? Was ist zur Zeit die aktuellste Kernel-Version?

Linus Torvalds besitzt die Rechte am Basiskernel und gibt die Versionsnummern frei, die einem bestimmten System folgen. Für ältere Kernel-Versionen hat Linus Torvalds übrigens sogenannte Maintainer eingesetzt, die in erster Linie diese Kernel-Reihe pflegen (praktisch als Ersatz für ihn) und dort eine Kernel-Version selbstständig vergeben können.

Stabile Kernel, deren Funktionstüchtigkeit nachgewiesen ist, erhalten eine gerade Nummer nach dem Punkt (Beispiele: 1.2, 2.0, 2.4). Diese Kernel eignen sich für Produktionssysteme, werden aber oftmals noch von den Distributoren nachgepatcht, um eventuelle Probleme zu beheben. Stabile Kernel-Versionen - auch die älteren davon - werden noch lange weitergepflegt und in diese werden bei Bedarf noch diverse Patches, Ergänzungen und Sicherheitsfeatures integriert. Typische Beispiele dafür sind die für den Unternehmenseinsatz optimierten Linux-Distributionen Red Hat Enterprise Linux oder der SuSE Linux Enterprise Server.

Experimentelle Kernel, in die neue (und potentiell auch "gefährliche") Funktionen eingebaut werden und an denen gerade gearbeitet wird, erhalten ungerade Nummern (Beispiele: 2.1, 2.5). Diese Linux-Kernel eigenen sich nicht für Produktionssysteme. Linus Torvalds selbst kümmert sich bei den Entwicklungskerneln um die Pflege, bis zu einem stabilen Release, ab welchem ein festgelegter Maintainer die Pflege übernimmt. Entwickler-Kernel findet man bei den meisten Linux-Distributionen nur im entsprechenden Entwicklungszweig.

An die Unterversion wird dann noch eine weitere Zahl angehängt, die den aktuellen Entwicklungsstand anzeigt, zum Beispiel 2.0.36, 2.4.21 oder 2.6.9.

Seit Veröffentlichung des Kernels 2.6.11 hat sich die Versionierung etwas geändert. So gibt es keinen Entwicklungszweig wie in der Vergangenheit (und damit wie oben beschrieben), sondern an einer Kernel-Version wird so lange entwickelt, bis diese für stabil befunden wird und anschließend wird diese freigegeben. Korrekturen für diese stabile Kernel-Version können dann auch vierstellig sein. Dies wurde erstmalig beim Kernel 2.6.8 genutzt, um möglichst schnell eine Fehlerkorrektur zu veröffentlichen. Kernel-Releases mit vierstelliger Version beheben lediglich echte und bestätigte Fehler und beinhalten daher keine Neuerungen. Ein Beispiel für eine solche Versionsnummer wäre 2.6.21.1.

Achtung: Die Zählweise der Kernel-Versionen ist, sowohl im "alten" als auch im aktuellen Schema mit vierstelligen Versionsnummern, wie bei den anderen Linux-Programmen ebenfalls, folgendermaßen: Nach dem Kernel 2.6.2 folgt die Version 2.6.3 und nicht etwa 2.6.21. Das heißt, jede Zahl zwischen den Punkten steht für sich und wird einfach hochgezählt.

Die aktuelle stabile Kernel-Version ist 4.20.17, während 6.9-rc4 die aktuelle Entwicklerversion ist.